Wie müssen Schulen für alle Eventualitäten digital aufgestellt sein?
Die Kriterien lassen sich leicht aus der digitalen Welt ableiten, die bis auf den Bildungsbereich schon alle Bereiche der Gesellschaft transformiert, und mit bisherigen Kriterien von beispielsweise Learning Management Systemen (LMS) kombinieren. Wenn Plattformen unter anderem die folgenden notwendigen Kriterien erfüllen, haben wir nicht nur eine Lösung für den nächsten Lockdown, sondern sind auch für das Lernen im 21. Jahrhundert schon etwas besser aufgestellt:
- Kommunikation = Messenger, Forum, Mailinglisten, Video-Konferenz, Kommentieren in Dokumenten …
- Zusammenarbeit = flexible Gruppenbildung, Projektarbeit, Dokumente, Präsentationen, Notizbücher, Wiki, Whiteboard, Feedback …
- Teilen = Ordner, Dokumente, Medien freigeben; gestufte Freigaben nach Ansehen, Kommentieren, Bearbeiten, Veröffentlichen …
- Lernräume = Kursräume, Arbeitsgruppen …
- Portfolio = schülereigener Bereich, Notizbuch, Mikroblog, Blog …
Auf einer zeitgemäßen Arbeits-, Kommunikations- und Lernplattform können Schulen ihre Lerngruppen und Kurse automatisiert anlegen und synchronisieren, können Nutzer Material online bearbeiten, auch Office-Dateien, und zwar genauso in einem persönlichen wie in einem gemeinsamen oder geteilten Bereich, sie können das synchron und asynchron tun, sie können über verschiedene Kanäle miteinander kommunizieren, und sie können in festen oder flexiblen Gruppen online zusammenarbeiten. Sie können Dateien hochladen, online weiterverarbeiten, Videos von anderen Plattformen einbinden, Lernaktivitäten selbst erstellen und über Teilen-Funktionen anderen zur Verfügung stellen.
Sie können dadurch gemeinsam an soziologischen, ökologischen, linguistischen Projekten arbeiten, einen internen Blog in ihrem persönlichen Bereich als Lerntagebuch und Portfolio nutzen und ihre Lernprozesse reflektieren, Lernergebnisse über Freigaben externen Experten zur Diskussion stellen, daraus wiederkehrende Lerninhalte als Quizzes erstellen und für andere Zielgruppen freigeben, sie können genauso gut per Video-Konferenz miteinander musizieren wie mit Muttersprachlern der Partnerschule in der Zielsprache kommunizieren.
Das meiste davon ließe sich mit den Produkten der großen Tech-Firmen arrangieren. Baden-Württemberg denkt offen über Microsoft 365 (früher Office 365) als eine mögliche Schulplattform nach, Bayern hat Microsoft Teams vorübergehend erlaubt. Googles G Suite for Education kann das auch, bietet mit „Classroom“ ein intuitives Kurssystem, kann aber bisher kaum Marktanteile gewinnen, Apples Office und iCloud kann das auch, ist aber noch weniger im Rennen. Das EuGH-Urteil zum Privacy Shield macht es diesen Anbietern gerade aber noch komplizierter.
Bleibt Open Source. Mit Open-Source-Produkten ließe sich das größtenteils auch realisieren, aus Deutschland kommen Arbeitsplattformen wie OpenXchange oder Nextcloud, letzteres lässt sich beispielsweise mit der australischen Lernplattform Moodle kombinieren. Der Schulserver iServ erfüllt auch viele der Kriterien und bietet darüber hinaus viele Organisationsfunktionen. Aber bisher ist keine Plattform, die die vorgenannten Kriterien annähernd erfüllt, gleichzeitig für Schulen als Lehrmittel erlaubt, datenschutzrechtlich abgesegnet und trotzdem in all ihren Funktionen einsetzbar. Das Land NRW verfolgt bekanntermaßen die Strategie, den ausgereiften Alleskönnern eigene Produkte entgegenzusetzen, die es nun hinsichtlich der Anforderungen zu beleuchten gilt.
Ich habe einen Sohn in der 5. Klasse, der, leider Gottes, dieses Portal benutzen muss.
Mit professioneller IT hat es in der Tat nichts zu tun. Völlig unübersichtlich, unintuitiv etc.. Noch hinzu kommt die Unfähigkeit der meisten Lehrer sich um einen einheitlichen Eintragungsort und -stil zu bemühen. Termine, Hausaufgaben etc. zu finden gleicht einem Suchspiel. Stets mit der Sorge etwas übersehen zu haben. Was natürlich dann den Schülern angelastet wird.
Letztendlich verwundert ein solch schlechtes Produkt aber nicht. Da selbst Softwareentwickler, weiß ich um die Ausschreibungen und Bezahlung des Landes für ihre ITler. Diese Positionen sind dermaßen unattraktiv, so dass kein kompetenter Programmierer sich darauf bewerben würde. Na, dann muss man als Land halt nehmen, was übrig bleibt. Schade für euch, Kinder.