Welche Bereiche sind noch offen?
Um als Schule für das neue Schuljahr gerüstet zu sein, ist das Landes-Moodle LOGINEO NRW LMS sicher ein guter erster Schritt, das neue Moodle-Update (3.9) hat viele Verbesserungen gebracht. Und wenn die Schulen zuhauf Plugins nachfragen, dürfte das Land hoffentlich nachrüsten. Damit ist noch nicht das Problem gelöst, dass Schülerinnen und Schüler auf ihren Geräten – das Geräteproblem ist natürlich auch noch nicht gelöst – nicht automatisch auch die Software besitzen, um alle Aufgaben digital zu erledigen. Hier würde eine Arbeitsplattform wie Nextcloud Abhilfe schaffen, die mit einem gemeinsam und zeitgleich nutzbaren Online-Office ausgestattet ist. Schülerinnen und Schüler können dann im Browser Office-Dateien bearbeiten, auch die Verknüpfung mit dem Landes-Moodle wäre sinnvoll, hier muss man auf die Einsicht der Behörden hoffen, dass Schulen mehr brauchen als ein LMS.
Offen bleibt auch die Frage, ob Moodle für alle Jahrgänge geeignet ist. Manche halten Moodle generell für sperrig, die Usability, also die Nutzerfreundlichkeit, ist gewöhnungsbedürftig, sowohl auf der Seite der Nutzer als auch auf der Seite der Lehrkräfte als Ersteller der Kurse. Die meisten Grundschulen berichten, dass sie Schülerinnen und Schüler erst ab der 3. Klasse an eine Plattform heranführen. In einem internen Schreiben gibt selbst das MSB zu bedenken, dass Lernplattformen eher für Schülerinnen und Schüler ab der dritten Klasse sinnvoll eingesetzt werden könnten. Wie sollen denn die ersten beiden Jahrgänge im worst case online lernen?
Moodle gilt nicht als intuitiv. Hier scheint mir, nicht nur von der pädagogischen Seite her, sondern vor allem von der Anbieterseite her noch eine große Lücke zu sein. Mit der Schweizer Entwicklung www.learningview.org gibt es einen vielversprechenden Ansatz, mit dem auch in den unteren Jahrgängen gearbeitet werden könnte. In LearningView können Wochenpläne gestaltet werden, Lernziele definiert, Aufgaben formuliert, Selbsttests angelegt werden, sogar ein Lernjournal können Schülerinnen und Schüler führen. Erste Grundschulen probieren die Plattform bereits aus. Sie ist voll responsive, also für Mobilgeräte optimiert. Und weitgehend intuitiv. Von Seiten des Landes ist nichts dergleichen zu vernehmen.
Eine weitere Baustelle, die hier nur angerissen werden kann, betrifft die zahlreichen Plattformen, Apps und Dienste, die ein Nutzerkonto zur Personalisierung des Lernens benötigen, ob das nun die ansprochenen Landesplattformen sind oder die Anton-App, die Antolin-Leseapp, Phase6 zum Vokabellernen oder das weit verbreitete Padlet. Für viele digitale Lehrmittel, Apps und Software sind Benutzerverwaltungen und Logins notwendig oder hilfreich. Für die schulische Infrastruktur vom WLAN über die Dienstmail bis zum Druckerzugang ebenfalls. All diese Dienste und Ressourcen müssen nicht nur im Unterricht reibungslos zur Verfügung stehen, sondern auch im Fall des Distanzlernens. Weitgehend gelöst werden kann so etwas über ein zentrales Identity-Management (IDM), ein vielfach unterschätzter Aspekt in der schulischen IT. Ein zentrales IDM bekommt die Nutzerdaten aus der Schulverwaltungssoftware. Die Plattformen und Apps, die von einer Schule genutzt werden, bekommen ihre Nutzerkonten aus diesem IDM, auch externe Dienste können häufig angedockt werden. Auf dem Markt gibt es dafür Lösungen, die Schulen haben noch keine.
Aber das Landes-Moodle und ein Messenger sind schon mal Schritte in die richtige Richtung, vielleicht wird auch die Basis-Software noch zu einer richtigen Infrastruktur.
Ich habe einen Sohn in der 5. Klasse, der, leider Gottes, dieses Portal benutzen muss.
Mit professioneller IT hat es in der Tat nichts zu tun. Völlig unübersichtlich, unintuitiv etc.. Noch hinzu kommt die Unfähigkeit der meisten Lehrer sich um einen einheitlichen Eintragungsort und -stil zu bemühen. Termine, Hausaufgaben etc. zu finden gleicht einem Suchspiel. Stets mit der Sorge etwas übersehen zu haben. Was natürlich dann den Schülern angelastet wird.
Letztendlich verwundert ein solch schlechtes Produkt aber nicht. Da selbst Softwareentwickler, weiß ich um die Ausschreibungen und Bezahlung des Landes für ihre ITler. Diese Positionen sind dermaßen unattraktiv, so dass kein kompetenter Programmierer sich darauf bewerben würde. Na, dann muss man als Land halt nehmen, was übrig bleibt. Schade für euch, Kinder.