LOGINEO NRW LMS: die Lernplattform
Gebauer betonte mehrfach, dass NRW mit dem neuen LOGINEO NRW LMS “bundesweit führend” sein werde beim virtuellen Lernen. Sie habe sich zwar für einen Regelbetrieb nach den Sommerferien auch an weiterführenden Schulen ausgesprochen, wolle das Schulsystem jedoch fit machen für das Lernen mit digitalen Medien.
Bei LOGINEO NRW LMS handelt es sich um ein eigenständiges Produkt, das mit LOGINEO NRW zunächst nur den Namen gemein hat. Theoretisch soll das LMS irgendwann auch unter das Dach der Arbeitsplattform und von dort erreicht werden können, und auch dessen Benutzerverwaltung nutzen können. Denn die Benutzerverwaltung müssen Schulen derzeit parallel pflegen, praktisch handelt es sich derzeit um zwei separate Plattformen mit zwei separaten Login-Seiten, zwei eigenen Nutzerkennungen und Passwörtern, zweimal so viel Arbeit für die schulischen Admins bei der Benutzerverwaltung. Mit dem angekündigten Messenger kommt vielleicht eine weitere Benutzerverwaltung hinzu, die Details hierzu sind noch nicht bekannt.
Bei LOGINEO NRW LMS handelt es sich um Moodle, ein etabliertes Learning-Management-System (daher das Kürzel LMS), das weltweit verbreitet ist und von einer professionellen Community weiterentwickelt wird. Andere Bundesländer setzen schon länger auf Moodle. Es ermöglicht die Einrichtung von Klassen- und Kursräumen und darin eine Vielzahl an Lernaktivitäten, etwa Lernpfade mit abschließenden Tests, aber auch das gemeinsame Anlegen und Bearbeiten von Büchern, Wikis oder Glossaren mit Inhalten aus dem Unterricht. Interaktive Übungen und mehr können neuerdings mit H5P erstellt werden. Moodle gibt es auch als mobile App (etwas sperrig), und Moodle bietet Wege zur Kommunikation innerhalb der Plattform (Foren und Chat).
Leider sind ein paar Funktionen nicht dabei. Denn aus Datenschutzgründen kommt das Landes-Moodle ohne einige sinnvolle Plugins daher. Die gegenseitige Beurteilung ist nicht installiert, das würde Peer-Feedback erleichtern, das Etherpad-Plugin ist auch nicht dabei, damit könnten Schülerinnen und Schüler in Moodle gemeinsam an Texten arbeiten. Das Kriterium “Portfolio” kann Moodle gar nicht erfüllen, dazu bräuchte es Mahara, das man an Moodle koppeln kann. Die Schulen dürfen aber auch keine Erweiterungen selbst installieren. Eine Kombination mit einer kollaborativen Office-Software, die es mit OnlyOffice oder Collabora Online auch als Open Source gibt, ist nicht möglich. Dabei wäre eine Kombination mit Nextcloud technisch möglich und würde Moodle enorm erweitern. Es läuft auch schon an staatlichen Bildungseinrichtungen in NRW: in der Uni-Cloud SCIEBO.
Ich habe einen Sohn in der 5. Klasse, der, leider Gottes, dieses Portal benutzen muss.
Mit professioneller IT hat es in der Tat nichts zu tun. Völlig unübersichtlich, unintuitiv etc.. Noch hinzu kommt die Unfähigkeit der meisten Lehrer sich um einen einheitlichen Eintragungsort und -stil zu bemühen. Termine, Hausaufgaben etc. zu finden gleicht einem Suchspiel. Stets mit der Sorge etwas übersehen zu haben. Was natürlich dann den Schülern angelastet wird.
Letztendlich verwundert ein solch schlechtes Produkt aber nicht. Da selbst Softwareentwickler, weiß ich um die Ausschreibungen und Bezahlung des Landes für ihre ITler. Diese Positionen sind dermaßen unattraktiv, so dass kein kompetenter Programmierer sich darauf bewerben würde. Na, dann muss man als Land halt nehmen, was übrig bleibt. Schade für euch, Kinder.